Kurzurlaub in Victoria

Am Montag ist BC (British Columbia) Day, was Roland einen arbeitsfreien Tag und uns damit ein langes Wochenende beschert. Schon vor zwei Wochen haben wir deshalb ein Bed&Breakfast in Victoria gebucht, um auch endlich mal die Hauptstadt der Provinz kennenzulernen. Alle schwärmen immer vom soooo schönen und sooooo englischen Victoria, dass wir schon fast ein bisschen Angst haben, unsere Erwartungen zu hoch zu stecken, denn bisher waren wir ja von Städten oft nicht so begeistert wie unser Reiseführer (siehe z.B. Tofino).

Samstag

Wir stehen also am Samstag früh auf um mit Bus und Skytrain die Fähre um 11 Uhr zu erreichen. Alles klappt reibungslos und wir sind gegen 10.15 Uhr am Tsawwassen Fährterminal. Da bleibt Roland noch Zeit, einen Espresso zu trinken (es wird nicht der letzte sein an diesem Wochenende) und dann geht's auf die Fähre. Wir suchen uns erstmal einen Platz drinnen, weil wir dem Sonnenschein nicht trauen und befürchten, draußen zu sehr durchgepustet zu werden. Unsere Ahnung bestätigt sich, als kurz nach dem Ablegen mehr und mehr Leute in den Innenraum der "Queen of New Westminster" strömen. Aber wir haben ja schon einen Sitzplatz und essen erstmal unsere mitgebrachten Brote. Die vorüberziehende Landschaft sieht so schön aus, dass wir uns danach so ziemlich alles anziehen, was wir dabeihaben und uns nach draußen wagen. Wir werden mit einer tollen Aussicht auf die Gulf Islands belohnt.

Plötzlich zieht trotz strahlendem Sonnenscheins an einer Seite dichter Nebel auf. Zuerst denken wir, dass es Qualm ist von einem Waldbrand auf einer der Inseln, aber ein Mitreisender erklärt, dass es sich tatsächlich um Nebel handelt, der plötzlich auftaucht. Das sei hier keine Seltenheit.

Roland hat mit seinem GPS-Gerät aufgezeichnet, wie sich die Fähre zwischen den Inseln durchschlängelt:

Nach eineinhalb Stunden erreichen wir Swartz Bay auf Vancouver Island. Von hier aus fahren wir mit einem Doppeldeckerlinienbus (schonmal sehr englisch) etwa eine dreiviertel Stunde nach Victoria. Dort steigen wir in der Innenstadt aus und gehen zu Fuß zum John Lewis House, unserem reservierten Bed&Breakfast.

Ihr könnt es euch hier anschauen: http://www.johnlewishouse.com/. Dort werden wir sehr nett von Betty und Bob begrüßt, beziehen ein gemütliches Zimmer im Dachgeschoss und machen uns dann wieder auf den Weg in die Stadt.

Zunächst sehen wir uns natürlich die bekannten Touristenziele an:

Das Fairmont Empress Hotel
Das Fairmont Empress Hotel

Sicherlich das teuerste Hotel in der Stadt, aber auch wirklich sehr schick. Für den traditionellen britischen Fünf-Uhr-Tee braucht man leider ein Reservierung, aber 50$ wären uns wohl auch etwas zu teuer gewesen. Wir dürfen uns die Lobby und einen angrenzenden Konferenzraum ansehen und entscheiden dann, dass uns unser Bed&Breakfast völlig ausreicht.

Inner Harbour
Inner Harbour
Markt am Inner Harbour
Markt am Inner Harbour

Direkt vor dem Fairmont Empress Hotel liegt der Inner Harbour. Hier findet man Segelyachten, private Motorboote, Schlauchboote für Walbeobachtungstouren, die Fähre nach Seattle und ... . Außerdem ist heute ein Markt mit Kunsthandwerkern, Musikern und Essbuden.

Wir schlendern weiter durch die Altstadt (ja, so kann man diese Ansammlung von über hundert Jahre alten Häusern hier tatsächlich nennen!), halten schonmal Ausschau nach einem Restaurant fürs Abendessen, bummlen durch das eine und andere Geschäft und kaufen schließlich bei "Robertas Hats" einen neuen Hut für Roland.

Ein Hut steht ihm gut!
Ein Hut steht ihm gut!
Altstadtgasse
Altstadtgasse

Als unser Hunger immer größer wird intensivieren wir die Suche nach einem günstigen Restaurant mit Seeblick. Wir finden schließlich eine Art Kneipe, in der man zwar eigentlich nur Getränke bekommt, an die aber ein Restaurant-Außerhausverkauf angeschlossen ist (das System ist etwas seltsam, wir waren nicht die einzigen verwirrten Gäste: Gast: "Kann ich bitte auch die Speisekarte bekommen?" Kellnerin: "Wir haben kein Essen." Gast (zeigt auf das Essen am Nebentisch): "Aber die haben doch Essen." Kellnerin: "Das müssen Sie sich da vorne holen.") Aber sowohl das Essen als auch das frisch gezapfte Bier schmecken, wir haben den erwünschten Blick aufs Wasser und sind mit unserem ersten Tag in Victoria bisher sehr zufrieden.

Für den Nachhauseweg nehmen wir den von Bob empfohlenen Rundweg am Wasser entlang und kommen an einer kleinen Hausbootsiedlung vorbei.

Niedliche bunt gestrichene Häuschen treiben auf dem Wasser, eines ist sogar zu verkaufen ...

Hausboote
Hausboote

Der Rundweg führt uns weiter am Wasser entlang, vorbei am Kreuzfahrtschiffterminal, an dem im Moment vier riesige Schiffe liegen (das erklärt die vielen Touristen in der Stadt) und mit einem Strandspaziergang zum Schluss erreichen wir ziemlich durchgefroren das John Lewis House.

Sonntag

Wir werden morgens vom Duft frisch gebackener Muffins geweckt, der sich durchs Treppenhaus seinen Weg in unser Schlafzimmer bahnt. Am Frühstückstisch lernen wir unsere Zimmernachbarn aus der Schweiz kennen und genießen tatsächlich noch warme Muffins, frisches Rührei mit Tomaten, homemade Granola, Toast mit selbstgemachter Marmelade und essen uns so richtig satt.

Wir fragen Becky nach einem Fahrradverleih, weil wir heute gerne die Gegend auf zwei Rädern erkunden wollen. Sie empfielt uns einen ganz neuen, der die Fahrräder nach einem Anruf zu einem vereinbarten Treffpunkt liefert.

Auf dem Weg dorthin machen wir noch ein Foto von "unserem" Bed & Breakfast.

Das John Lewis House
Das John Lewis House

Auf zwei noch sehr neu aussehenden Fahrrädern radeln wir entlang der Küste. Wir kommen an einem alten, gruseligen Friedhof vorbei (der passenderweise heute auch noch im Nebel liegt), durch ein Wohngebiet mit hübschen Häuschen und schließlich an einen kleinen Yachthafen.

Ausblick
Ausblick

Dort gibt es zum Glück ein nettes kleines Cafè, denn für Roland wird es Zeit für einen Kaffee :-) Wir machen also eine kurze Pause und beobachten die Boote.

Anschließend geht es weiter zum Oak Bay Village, einem alten Stadtteil, der heute hauptsächlich aus Cafès und kleinen Geschäften besteht. Dort machen wir eine Mittagspause und bummeln etwas herum.

Oak Bay Village
Oak Bay Village

Wie in der übrigen Stadt ist auch hier (fast) jede Laterne mit einem Blumenkorb geschmückt.

Frisch gestärkt radeln wir dem nächsten Touristenziel entgegen: Craigdarroch Castle. Das ist ein Schloss (aus Stein!), das im 19. Jahrhundert für einen reichen Kohlehändler erbaut wurde, der sich damit an seine Heimat in Großbritannien erinnert fühlen wollte. Wir verzichten auf eine Besichtigung von innen und schauen es uns nur von außen an. Leider ist das gesamte Grundstück drumherum ein einziger Parkplatz, so dass es schwer ist, ein schönes Foto zu machen.

Craigdarroch Castle
Craigdarroch Castle

Vom Schloss aus fahren wir ein Stück durch die Innenstadt und schließlich auf den Galloping Goose Trail. Dieser Fahrrad- und Wanderweg durchzieht die ganze Stadt und das Umland und wir könnten auf ihm auch die geschätzten 30 km zum Fähranleger zurücklegen. Da wollen wir aber heute noch nicht hin. Stattdessen machen wir einen Schlenker am Hafen entlang und zurück zum John Lewis House.

Dort ziehen wir uns warm an und radeln dann zurück zum Hafen, denn dort findet heute Abend "Splash" statt, ein Openair Konzert des Sinfonieorchesters von Victoria mit Feuerwerk zum Abschluss. Ganz Victoria ist deshalb auf den Beinen und die ersten sitzen schon seit dem Morgen in ihren Klappstühlen an der Kaimauer, um ihren Platz in der ersten Reihe zu verteidigen.

Nachdem wir dem Verleiher die Räder zurückgegeben haben schlagen wir uns ebenfalls in die Menge und finden einen Platz auf der Wiese vor dem Parliament Building. Noch zwei Stunden bis zum Beginn des Konzertes und das ganze Gebiet rund um den Hafen ist voller Menschen. Im Wasser haben kleine Motorboote, Ruderboote und Kayaks Stellung bezogen.

Nach einer Weile beschließen wir, dass es uns zu langweilig ist, noch zwei Stunde bis zum Beginn der Konzertes auf der Wiese zu sitzen. Stattdessen wollen wir noch einen Film im IMAX Kino nebenan anschauen. Um 19 Uhr läuft eine Dokumentation über das Hubble Teleskop. Die Bilder aus dem Weltraum sind auf der riesigen Leinwand wirklich beeindruckend.

Pünktlich zum Beginn des Konzertes sind wir wieder am Ort des Geschehens. Wir haben jetzt zwar nur noch einen Stehplatz, aber das ist auch okay.

Bühnne im Inner Harbour
Bühnne im Inner Harbour

Das Konzert beginnt, für uns etwas gewöhnungsbedüftig, mit der kanadischen Nationalhymne, zu der auch alle aufstehen und mitsingen. Dann folgen verschiedene klassische Musikstücke. In der Pause werden an die Besucher Knicklichter verteilt und als es dunkel wird leuchtet nicht nur das Feuerwerk über dem Hafen, sonden auch die Besucher.

Etwas durchgefroren machen wir uns gemeinsam mit vielen anderen Leuten auf den Heimweg zum Bed & Breakfast.

Montag

Nach einem weiteren leckeren Frühstück von Becky lassen wir unser Gepäck noch im John Lewis House und machen erstmal einen Strandspaziergang.

Hier liegt wie immer ein Haufen angespülter Baumstämme und Holz herum, was den Strand zu einem richtigen Abenteuerspielplatz auch für Erwachsene macht.

Plötzlich taucht aus dem Wasser ein Otter auf, klettert auf die Felsen und posiert vor Rolands Kamera!

Wir bummeln noch eine Weile durch die Stadt und holen dann unser Gepäck aus dem Bed & Breakfast ab. Mit dem Bus fahren wir zum Fähranleger und nehmen um 17 Uhr die Fähre nach Vancouver.

Diesmal ist es weniger windig, so dass wir uns einen Platz draußen suchen und noch die Sonne genießen können.

Urlaubsstimmung
Urlaubsstimmung

Als wir den Anleger in Vancouver schon sehen können, kommt plötzlich eine Durchsage, dass wir mit unserer Fähre jetzt vom Kurs abweichen werden, um einem in Seenot geratenem Motorboot zur Hilfe zu kommen. Wir biegen also scharf rechts ab und tuckern ungefähr eine halbe Stunde in südliche Richtung. Dann kommt ein kleines Motorboot in Sicht. Die Rettungscrew der Fähre macht sich bereit und wird in einem Rettungsboot von Bord gelassen.

Fast gleichzeitig mit den Rettern von der Fähre kommt die Coastguard am Motorboot an.

Da unsere Hilfe nun nicht mehr nötig ist, nehmen wir das Rettungsteam wieder an Bord und Kurs auf den Fähranleger in Vancouver. Mit etwa einer Stunde Verspätung kommen wir an und nehmen wieder den Bus, die Skytrain und den Bus nach Hause.

Der Ausflug nach Victoria hat sich wirklich gelohnt!