Gemeinsames langes Wochenende auf Vancouver Island

Am Freitag Mittag muss Roland sich nach seiner Vorlesung beeilen. Ab nach Hause, dort steht sein Essen schon bereit, die letzten Kleinigkeiten werden noch gepackt, die anderen Drei warten schon abfahrbereit...

Auf zur Fähre nach Vancouver Island!

Aber Halt! Erst müssen wir noch bei der City Hall vorbei, um einen Strafzettel zu bezahlen. Wegen Parkens auf der falschen Straßenseite. Dieses kleine Verbrechen haben wir begangen, damit wir beim Packen des Wohnmobils nicht ständig über Nachbars Rasen stampfen mussten. Aber das war natürlich ungemein gefährlich - immerhin mussten wir ja so zum Ein- und Ausparken gleich zwei Mal die Gegenfahrbahn queren (in einem Wohngebiet, wo mehr Hündchen Gassi geführt werden, als Autos die Straße entlang fahren...). Tja: 25 Dollar weniger in der Reisekasse.

Etwa eineinhalb Stunden später stehen wir überpünktlich (aber ziemlich weit vorne) in unserer Wartespur und nutzen die verbleibenden zwei Stunden um uns mit dem neuen Gefährt ein wenig vertraut zu machen und den ersten Instantkaffee zu kochen. Dann drehen wir das Propangas ab, werden auf die Fähre gewunken, suchen uns einen sonnigen Platz im Windschatten mit Ausblick auf unser Ziel: Nanaimo auf Vancouver Island.

Die erst Nacht verbringen wir auf einem Campingplatz in Nanaimo - immerhin ist es ja schon Acht als wir die Fähre nach gut zwei Stunden Fahrt verlassen.

Also spazieren Margret, Sarah und Roland noch eine Runde über den Platz und Jürgen weiht die Dusche im Wohnmobil ein. Während er danach das nicht abfließen wollende Wasser in den Ausguss befördert (dummerweise hat unser Nachtlager nämlich leichte Schräglage), gehen die anderen Drei zu den Wash Rooms. Hier rettet Roland noch einem kleinen, grünen Frosch aus der Dusche, danach gibt's Essen (nein, keine Froschschenkel) und wir freuen uns auf den nächsten Tag.

Samstag

Heute überqueren wir die Insel in Richtung Tofino, wo wir dann die folgenden drei Tage und Nächte verbringen werden. Aber bereits auf der Fahrt gibt es einiges zu sehen...

Ein kleiner Abstecher führt uns zu den English Men River Falls.

Mittagspause machen wir bei Cathedral Grove. Hier bestaunen wir allerhand ziemlich alte und große, umgefallene, bemooste und bis in den Himmel ragende Bäume - unter anderem die älteste Hemlock Tanne der Insel.

Bei einem spontanen Halt, eigentlich zum Fahrerwechsel gedacht, stoßen wir auf einen durch Felsen sprudelnden Fluss. Wir nutzen die Gelegenheit und vertreten uns die Beine beim Klettern über die Felsen.

Schließlich erreichen wir unseren Campingplatz, auf dem es sogar gratis Feuerholz gibt. Wir investieren drei Dollar in eine große Spieß zum Würstchen Grillen und gehen Holz holen. Enttäuscht stellen wir fest, dass das Holz einen eher feuchten eindruck macht. Wir geben aber nicht auf, hacken etwas Kleinholz und geben unser Bestes (inklusive einiger Papierflyer von der Rezeption) um das Feuer zu entfachen.

Erfolglos. Die Würstchen kommen in den Eintopf.

Sonntag

Wir fahren nach Ucluelet und laufen auf dem Wild Pacific Trail entlang der rauhen Pazifikküste. Alle paar Meter läd ein Aussichtspunkt zum Bestaunen von Wellen, Felsen, Bäumen, Klippen, ... ein.

Weiter geht's zum Wickanannish Beach. Wir machen einen kleinen Strandspaziergang in wärmende Regenjacken gehüllt, während sich unerschrockene Surfer bei eher herbstlicher als sommerlicher Witterung im Wasser tummeln. Später lesen wir auf einer Infotafel, dass die Wassertemperaturen auch im Sommer zwölf Grad nicht übersteigen.

Wir sind auf dem Holzweg. Der Bog Trail führt durch ein Moor, entlang von "Brokkoli-Bäumen" und anderen skurilen Gewächsen.

Gleich ist es Drei Uhr Fünfunddreißig: Ebbe. Wir haben uns zuvor informiert, wo es hier in der Gegend die besten Tide Pools gibt und wir werden nicht enttäuscht. In den Felsen finden wir einige Stellen, in denen das Wasser nicht abfließt und man allerhand Meeresgetier und Pflanzen bewundern kann.

Auch der Strand und die Felsen selbst sind wirklich nicht zu verachten. Wir stellen fest, dass in Nordamerika nicht nur die Autos und Kaffeebecher überdimensioniert sind. Auch die Natur fährt hier ordentlich auf: Meter lange Unterwasserpflanzen, Miesmuscheln so groß wie Hände, andere Muscheln mit finger-dicken Schalen und ein toter, beeindruckend großer aber noch beeindruckender stinkender Seeigel, den Roland einfach nicht zurück lassen kann.

Als nächstes steht der Rain Forest Trail auf dem Programm. Auf Holzstegen und Brücken, die teilweise aus alten Urwaldriesen bestehen, werden wir in einigen Metern Höhe durch den dichten, grünen, Regenwald geführt. Unter uns erkennt man den Boden vor lauter Farnen, bemoosten Bäumen, Büschen, Baumstämmen und Geäst nicht. Überall um uns herum plätschert es.

Angeblich soll man hier auch öfters auf Bären stoßen - wir nicht.

Zum Abschluss des Tages halten wir auf dem Rückweg noch beim Radar Hill. Eigentlich darf man hier mit Wohnmobilen gar nicht rauf, aber da nicht viel los ist, übersehen wir das Schild und fahren hoch. Die letzen Meter zu Fuß führen uns zu einem Aussichtspunkt. Hier sollte im zweiten Weltkrieg ursprünglich eine Radarstation errichtet werden. Statt Soldaten genießen hier jetzt aber Touristen und Kolibris den Ausblick - heute leider etwas wolkenverhangen.

Montag

Es hat seit heute Nacht nicht mehr aufgehört zu regnen. Wir sind aber auf alles vorbereitet und lassen uns davon nicht abschrecken. Regenhosen und Regenjacken an, und ab an den Long Beach, wo der Regen von allen Seiten kommt. Wir lassen uns bei einem ausgiebigen Strandspaziergang so richtig durchpusten. Bilderbuch-Wellen, türkis-farbenes Wasser und ... was ist das? Sind da etwa Bärenspuren im Sand? Wir sind uns bis heute nicht sicher.

Nachmittags (es regnet immer noch ununterbrochen) fahren wir in den Hafenort Tofino. Einige Gallerien, Andenkenläden, Cafés und Geschäfte... Es mag am Regen liegen, aber wir sind nicht gerde begeistert. Ein nettes Örtchen, aber wirklich nicht mehr. Die Kamera bleibt eingepackt.

Im Visitor Centre werden wir überredet an einer Bootstour zum Bärenbeobachten teilzunehmen. Als wir jedoch bemerken, dass zu den ohnehin gesalzenen Preisen auch noch die Steuern dazukommen blasen wir den Plan ab. Wir trinken noch einen Kaffee, kaufen fürs Abendessen ein und fahren zurück zum Campingplatz.

Dienstag

Heute ist die Tagesplanung einfach: Wir müssen wieder die Insel überqueren, um zurück nach Nanaimo zu unserer Fähre zu kommen. Unterwegs machen wir noch eine Fish-and-Chips Pause in Port Alberni. Der Reiseführer hat zu viel versprochen: Die Kunshandwerksgeschäfte entpuppen sich als billiger Touristen-Nepp. Wir tanken noch und fahren dann weiter. Die Sonne kommt raus, aber wir finden auf die Schnelle kein lauschiges Plätzchen für eine Pause. Auf einen Halt auf einem Autobahnrastplatz wollen wir uns nicht einlassen, also fahren wir direkt zum Anleger.

Heute ist es auf der Fähre nicht so schön sonnig, so dass wir die Fahrt unter Deck verbringen.

 

Wir nähern uns Vancouver und schon bald ist unser Kurzurlaub zu Ende.

Um einen Eidruck von der enormen Größe Vancouver Islands zu bekommen und zu sehen, wie wenig wir während unserer kleinen Reise "nur" erkundet haben, solltest du dir unsere Route mal ansehen...

Unser Kurzurlaub auf Google-maps & Co